29 (2022)
Ort: Benken
Wettbewerbsbeitrag: Neubau Schulanlage, 1. Preis

 Projekttext
In der Logik des Ortes überträgt der Entwurf die Bedingungen der Aufgabe in einen vielschichtig lesbaren Gebäudekörper, der mit dem Kontext in einen lebendigen Dialog tritt. Der lineare Baukörper legt sich entlang des vormaligen Ballfangzauns in die bestehende Hangkante. Diese Setzung unterstreicht vier städtebauliche Hauptabsichten:

Städtebaulicher Dialog im Dorfzentrum - Analog zum Schulhaus Oberdorf legt sich der Zaunkönig quer zum Hang. Über Körnung und Proportion tritt er in einen Dialog mit dem Schulhaus Räbli, der Kirche und dem Schulhaus Oberdorf. Ganz selbstverständlich ergänzt der Gebäudekörper das Schulensemble. Das Vierergespann stärkt die Mitte des Dorfes und markiert zugleich den öffentlichsten Ort von Benken. Zwischen den Vieren wird eine abwechslungsreiche Platzabfolge aufgespannt.

Ausgewogene Distanz - Die Solitärstellung des Schulhaus Räbli wird dank dem Rückbau des Annexbaus gestärkt und die städtebauliche Situation geklärt. Mit der Setzung des Neubaus an der Hangkante spannt sich ein grosszügiger Aussenraum zwischen den beiden Baukörpern auf. Diese offene Spiel- und Pausenfläche verbindet sich mit dem bestehenden Pausenplatz südlich des Schulhaus Räbli zu einem multifunktionalen Aussenraum für die Schulkinder und die Bevölkerung. Gleichzeitig lässt die grosse zusammenhängende Landreserve Spielraum für spätere Anpassungen am Schulhaus Räbli.

Ausschöpfen des Geländes - Die brachliegende Kirchenfläche unterhalb des Zauns wird in die Schulanlage miteinbezogen. Die Setzung entlang der Hangkante ermöglicht es, zwei erdgeschossige Zugänge auszuweisen. Während das Erdgeschoss, Niveau Pausenplatz, den Kindergärten vorbehalten ist, sind auf dem unteren Erdgeschoss, Niveau Kirchenweg, ein Vorplatz mit ebenerdigem Zugang zu den Turnhallennutzungen angeordnet. Dank der Aktivierung der ehemaligen Kirchenfläche entsteht vom Fussgänger- und Fahrradweg ein direkter Zugang zur Schulanlage.

Nahbares Schulhaus - Von der Pausenfläche tritt das Volumen zweigeschossig in Erscheinung. Zusammen mit der schützenden Dachform erscheint das Gebäude nahbar und ist auf die Massstäblichkeit der Kinder abgestimmt. Die fein gegliederte Holzfassade, filigrane Lisenen und die spielerische Anordnung der Ausfallmarkisen erzeugen einen leichten und einladenden Ausdruck. Der Baukörper vermittelt zwischen Innen und Aussen und schafft durchlässige Sichtbezüge. Das Innen verschmilzt mit dem Aussen, gefördert wird die Interaktion der Kinder mit dem vielfältig gestalteten Aussenraum.

Architektur - Die Schnittfigur des Gebäudekörpers lässt die Stapelung der drei Nutzungseinheiten und ihre Aussenraumbezüge erkennen.

Die Dachform nimmt Bezug auf die Formen der bestehenden Schulgebäude, um das Ensemble zu komplettieren und zugleich einen autonomen Ausdruck zu erzielen. Die stirnseitige Dachsilhouette verleiht dem Gebäude eine einprägsame Ankunftsadresse. Das grosse Vordach knickt dabei stirnseitig aus, womit auf subtile Weise die Zugänge der Nutzungseinheiten markiert werden.

Der Gebäudekörper greift bestehende Formen und Volumen auf und bildet einen klaren morphologischen Abschluss des Schulgeländes. Mit seinem schmalen Volumen und der Setzung an der Hangkante wird der Aussenraum nördlich des Schulhaus Räbli maximal vergrössert.

Kindergarten am Spielweg - Vier gedeckte Nischen zonieren und markieren die Eingänge zu den Kindergärten, die sich entlang eines Spielwegs aufreihen. Geschützt wird auf dem Spielweg mit dem Trottinett gefahren und mit der Kreide gemalt. Der Spielweg und der angrenzende Grünraum vor den Kindergärten bieten diverse Betätigungs- und Entdeckungsmöglichkeiten und bilden einen fliessenden Übergang zum Aussenspielfeld.

Der Garderobenraum bildet zusammen mit den Spielnischen eine Filterzone zwischen der Spielstrasse und dem Hauptraum. An schönen Sommertagen lässt sich der Innen- und Aussenraum über die bodenebenen Fenster verbinden.

Jede Einheit ist optimal nach Osten und Westen ausgerichtet. Die Räume profitieren, dank den überhohen Garderobenräumen, von zusätzlichem Tageslicht. Der Hauptraum richtet sich nach Westen, erweitert sich jedoch dank der Puppenecke und der Baunische zur Ostseite, um von einer zweiseitigen Belichtung zu profitieren.

Landschaftsarchitekten: Landformen AG, Kriens